- Nicht alle Nachrichten aus dem Labor sind erfreulich – und in diesem Fall ist es genau das, was viele Züchter nicht hören wollten.
- Zum ersten Mal wurde in einer Studie das Virus nachgewiesen, das die Tabaknekrose A (TNV-A) verursacht – und zwar in Cannabiskulturen. Dies könnte eine neue phytosanitäre Herausforderung für Züchter weltweit darstellen.

Was ist TNV-A?
Das Tabakvirus, das nun auch Cannabis befällt Mit dem Fortschreiten der Legalisierung hat sich der Cannabisanbau von einer illegalen Tätigkeit zu einem professionellen landwirtschaftlichen Wirtschaftszweig entwickelt.
Dies führt zu groß angelegten Anbauprojekten, ausgestattet mit modernster Technik. Nun belegt eine aktuelle Studie aus Kolumbien erstmals, dass das Tabaknekrosevirus (TNV-A) in einer Cannabis Sativa L. Pflanze nachgewiesen wurde.
TNV-A gehört zur Familie der Tombusviridae und wurde bisher hauptsächlich in Tabakkulturen sowie auch bei Tulpen festgestellt.
Das Tabaknekrosevirus in der Landwirtschaft
TNV-A wurde Mitte des 20. Jahrhunderts erstmals in Tabakpflanzen identifiziert. Obwohl das Virus als „wirtsspezifisch begrenzt" gilt, hat sich dieser stille Feind zunehmend verbreitet und wurde bereits in Kulturen in Asien, Europa und Amerika nachgewiesen.
Eine seiner gefährlichsten Eigenschaften ist die Fähigkeit, jahrelang im Boden zu überleben und sich an neue Pflanzenarten anzupassen – so offenbar auch an Cannabis.
Fund in Kolumbien: erster dokumentierter Nachweis von TNV-A in Cannabis
In dieser jüngsten Studie wurde das Vorhandensein von TNV-A nachgewiesen – ein Virus, das für die Zerstörung von Pflanzengewebe (Nekrose) bekannt ist. Die untersuchte Pflanze zeigte typische Symptome dieser Erkrankung, wie z.B. Farbveränderungen der Blätter und das Auftreten nekrotischer Stellen.
Das entdeckte Virus scheint zur Gruppe der Alpha-Nekroviren zu gehören, einer besonders aggressiven Untergruppe. Interessanterweise zeigte die Analyse zudem, dass während eines der essenziellen Enzyme des Virus (entscheidend für seine Reproduktion) anderen Viren dieser Gruppe sehr ähnlich ist, eine andere Schlüsselstruktur – die Capsid-Protein-Hülle – wesentlich variabler ausfiel.
Dies deutet darauf hin, dass der innere Mechanismus des Virus relativ stabil bleibt, während seine äußere Hülle sich flexibel an neue Pflanzenarten anpassen kann.
Wie ist TNV-A auf Cannabis übergesprungen?
Es ist noch nicht abschließend geklärt, wie TNV-A Cannabis infiziert hat. Forscher diskutieren verschiedene Hypothesen, darunter Kreuzkontamination durch Anbauwerkzeuge oder die Übertragung von benachbarten Pflanzen.
Diese Entdeckung macht deutlich, wie wichtig es ist, in professionellen Anbauanlagen – insbesondere in Ländern wie Kolumbien, wo Cannabis legalisiert ist – höchste Hygienestandards einzuhalten.
Strenge Protokolle sind unerlässlich, um die Verbreitung von Pflanzenkrankheiten wie diesem Virus zu verhindern, das ansonsten über kontaminiertes Material in andere Regionen gelangen könnte.
Wie wirken Viren auf Cannabispflanzen?
Das Erkennen eines Virus in einer Cannabiskultur ist oft schwieriger als die Diagnose anderer Krankheiten wie Botrytis, die deutlich erkennbare Symptome zeigt. Viren verursachen Schäden, die leicht mit Pilzinfektionen, Schädlingsbefall oder Nährstoffmängeln verwechselt werden können.
Sie greifen die Pflanze von innen heraus an und blockieren lebenswichtige Funktionen wie die Photosynthese und die Nährstoffaufnahme. Deshalb bemerken viele Züchter das Problem erst, wenn es bereits zu spät ist. Hinzu kommt, dass die jahrzehntelange Prohibition die Cannabisforschung massiv ausgebremst hat – heute zählt jede Sekunde, um Fachwissen aufzuholen.
Kann man TNV-A in Cannabispflanzen erkennen?
Das Erkennen eines Virus wie TNV-A ist insbesondere in frühen Stadien äußerst schwierig. Dennoch gibt es einige optische Hinweise, die auf eine Infektion hindeuten können:
- Chlorose der Blätter: Gelbfärbungen, die nicht den typischen Mustern eines Nährstoffmangels entsprechen.
- Blattnekrosen: Absterben von Pflanzenteilen, sichtbar durch braune oder schwarze Flecken, die sich entweder vom Blattrand ausbreiten oder verstreut auftreten können.
- Verformungen und Kräuselungen: Blätter entwickeln unregelmäßige Formen und Texturen, wachsen deformiert oder eingerollt.
- Wachstumsstörungen: Deutlich verlangsamte Entwicklung und allgemeiner Verlust an Vitalität.
Leider sind diese Symptome nicht eindeutig spezifisch für eine TNV-A-Infektion. Erfahrene Grower wissen, dass ähnliche Symptome auch bei anderen Krankheiten auftreten können.
Derzeit gibt es nur drei wirklich zuverlässige Methoden zur Bestätigung einer Infektion:
- PCR (Polymerase-Kettenreaktion)
- RNA-seq (RNA-Sequenzierung)
- ELISA (Nachweis viraler Proteine durch Enzymimmunoassay)
Wie kann man TNV-A im Cannabisanbau verhindern?
Prävention ist der Schlüssel für eine erfolgreiche Ernte. Wenn Sie verhindern möchten, dass TNV-A oder ein anderes Virus Ihre Pflanzen infiziert, sollten Sie folgende Empfehlungen beachten:
- Achten Sie genau auf ungewöhnliche Blattmorphologien und Farbveränderungen.
- Isolieren Sie sofort verdächtige Pflanzen.
- Desinfizieren Sie Werkzeuge (z. B. Scheren) gründlich zwischen der Bearbeitung verschiedener Pflanzen.
- Halten Sie ihren Anbaubereich stets sauber und desinfiziert – das ist essenziell, um Viren und andere Bedrohungen fernzuhalten.
- Kontrollieren Sie mögliche Schädlinge wie Nematoden und Milben, da sie Viren von Pflanze zu Pflanze übertragen können. Reduzieren Sie ihre Population, um die Verbreitung von Krankheiten zu verhindern.
- Vermeiden Sie die Verwendung von Stecklingen unbekannter Herkunft.
- Führen Sie Quarantäneprotokolle ein, wenn Sie neue Genetiken in ihre Kultur aufnehmen.
Da bislang keine wirksamen Behandlungen existieren, ist die Einhaltung strenger Präventions- und Hygienemaßnahmen unerlässlich.
Im Falle einer Infektion sollten Sie befallene Pflanzen sofort entfernen oder isolieren, auch wenn die genaue Ursache noch unklar ist.
Welche Bedeutung hat diese neue Entdeckung?
Dieser Fall sollte als ernstzunehmende Warnung betrachtet werden. Mit der Integration des Cannabisanbaus in die globale Agrarwirtschaft ist es nur logisch, dass dieselben phytosanitären Herausforderungen auftreten wie bei anderen Kulturpflanzen.
Die Entdeckung von TNV-A im Cannabis sollte jedoch keine Panik auslösen – sie sollte vielmehr dazu motivieren, verantwortungsvoller und vorausschauender im Umgang mit Pflanzenkrankheiten zu agieren.
Klar verfügbare Informationen und konsequente Präventionsmaßnahmen werden entscheidend für den Erfolg einer Industrie sein, die täglich wächst – besonders für diejenigen, die in groß angelegte Anbauprojekte investieren und somit hohe Risiken eingehen.
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