- Seit dem 7. April darf in den Coffeeshops von 10 niederländischen Städten vollkommen legal Cannabis verkauft werden.
- Es handelt sich dabei um die letzte Phase eines Pilotprojekts, das vor zwei Jahren gestartet wurde.
- In rund 80 Verkaufsstellen wird Cannabis ab jetzt komplett reguliert vertrieben werden.

Ist Cannabis in den Niederlanden legal?
Entgegen der landläufigen Meinung ist Cannabis für den Freizeitkonsum in den Niederlanden nicht seit Jahren vollständig legal. Obwohl das Land zu den Hochburgen des Cannabiskonsums weltweit gehört, operierten seine berühmten Coffeeshops bislang lediglich unter einer Duldungspolitik durch die Behörden, nicht innerhalb eines gesetzlich geregelten Rahmens an sich.
Jahrzehnte der "weichen" Drogenpolitik hatten die Cannabisindustrie in den 1980er Jahren florieren lassen und zur Entstehung der ersten Coffeeshops der Welt geführt.
Nun geht Holland einen Schritt weiter und startet in die letzte Phase eines Regierungsexperiments, das den Zugang, die Produktion und den Verkauf von Cannabis im Inland grundlegend verändern wird.
Was macht das niederländische Cannabis-Pilotprojekt aus?
Ähnlich wie es Länder wie die Schweiz in den letzten Jahren vorgemacht haben, haben auch die Niederlande ihr Cannabis-Pilotprojekt im Dezember 2023 zunächst in den Städten Breda und Tilburg begonnen.
Später wurde das Experiment auf weitere Städte ausgeweitet. Mittlerweile haben bis zu 80 Coffeeshops die Genehmigung zum Verkauf von Cannabis erhalten, wobei letzteres ausschließlich von staatlich lizenzierten Herstellern bezogen werden darf.
Die teilnehmenden Betriebe müssen dabei klare Vorschriften erfüllen:
- Wie soeben erwähnt, darf nur Marihuana verkauft werden, das von zugelassenen Lieferanten stammt. Der Anbau unterliegt strengen Auflagen und wird regelmäßig von Regierungsbeamten kontrolliert, um Qualität und Produktsicherheit zu gewährleisten.
- Bislang gilt dieses System lediglich für Cannabis an sich. Eine zu 100 % legale Produktion und Vermarktung von Haschisch ist noch nicht in Sicht.
Von der Duldung zur vollständigen Regulierung – warum der Kurswechsel?
Die Toleranzpolitik gegenüber Cannabis ging ursprünglich auf eine Reaktion der niederländischen Regierung auf den Anstieg des Heroinkonsums in den 1970er Jahren zurück. Die Idee von damals: Besser, die jungen Leute konsumieren Marihuana als Alternativdroge, da es deutlich ungefährlicher als Heroin ist und wesentlich schwächere Nebenwirkungen hat.
Die Niederlande behielten diesen Kurs auch im Anschluss bei und erlaubten somit den Verkauf von Cannabis in Coffeeshops, nicht aber dessen Produktion – eine rechtliche Inkohärenz, die das berüchtigte „Vordertür-Hintertür"-Paradox begründete: Cannabis konnte zwar legal vom Kunden erworben werden, doch die Ware kam illegal durchs Hintertürchen an.
Während solch eine Grauzone für die Drogenpolitik der 80er und 90er Jahre einen echten Fortschritt bedeutete, wurde angesichts der jüngsten Regulierungswelle zunehmend deutlich, dass das veraltete Modell überarbeitet werden muss. Mit ihrem Pilotprogramm bezweckt die niederländische Regierung, die „Hintertür" endgültig zu schließen und ein vollständig legales System für die Produktion, den Vertrieb und den Verkauf von Cannabis für den Freizeitgenuss zu etablieren.
Das durchweg transparente, kontrollierte Modell soll jegliche Verbindung zwischen legalem Cannabisverkauf und Schwarzmarkt kappen. Durch strenge Qualitätskontrollen sollen die Produktsicherheit erhöht und den Konsumenten mehr Informationen über den Inhalt der Cannabisprodukte bereitgestellt werden.
Die Umstellung wird sicherlich nicht einfach, nachdem viele Coffeeshops schon seit Jahrzehnten nach dem alten System funktionieren – aber sie kann es wert sein, denn die legal produzierten Produkte versprechen mehr Vielfalt und Sicherheit, und damit hoffentlich auch ein besseres Konsumerlebnis und geringere Risiken!
Legaler Hasch lässt noch auf sich warten
Während legales Marihuana bereits in den teilnehmenden Coffeeshops verkauft wird, ist derzeit noch kein Haschisch aus legaler Produktion verfügbar. Grund dafür ist die offenbar größere Komplexität des Herstellungsprozesses. Die lizenzierten Unternehmen werden voraussichtlich erst im kommenden Sommer in der Lage sein, die Qualitätsanforderungen zu erfüllen.
Coffeeshops dürfen in dieser letzten Phase des Pilotprojekts deshalb weiter illegales Haschisch verkaufen, ohne Sanktionen befürchten zu müssen, wie Justizminister David van Weel vor kurzem bestätigte. Die Maßnahme soll den Verkaufsstellen und lizenzierten Herstellern mehr Zeit verschaffen, um sich an das neue Modell anzupassen.
„Cannabis wird in diesem Land seit 50 Jahren legal verkauft – aber die Produktion war nie legal. Es ist höchste Zeit, diesen Unsinn zu beenden und den Schritt zu einer professionellen Branche hin zu gehen", betonte so Rick Bakker, Vertriebsleiter von Hollandse Hootges, einem der zehn Unternehmen mit Lizenz zur legalen Cannabisherstellung.
Woher das bislang in den niederländischen Coffeeshops verkaufte Cannabis und Haschisch stammt, ist nicht völlig klar. Die letzte Stufe des Pilotprojekts soll zeigen, ob eine komplette Regulierung der gesamten Lieferkette von Anbau bis Verkauf möglich ist. Der Versuch ist zunächst auf vier Jahre angelegt, mit der Option auf ein weiteres Jahr Verlängerung. Seine Ergebnisse werden die zukünftige Gesetzgebung für Freizeitcannabis in den Niederlanden maßgeblich beeinflussen.
Internationale Auswirkungen: Was bedeutet Hollands Schritt für Europa?
Länder wie Deutschland, die Schweiz oder Malta haben in letzter Zeit in ihrer Cannabispolitik große Schritte nach vorne gewagt. Die Schweiz könnte sogar bald zur Heimat des ersten vollständig legalen kommerziellen Cannabismarkts Europas wachsen, und dies basierend auf den Ergebnissen eines ganz ähnlichen Pilotprojekts.
Die Entwicklung in Europa geht zwar insgesamt eher langsam und unter starker staatlicher Kontrolle voran, doch die öffentliche Gesundheit steht hier auch deutlich mehr im Fokus als auf anderen Kontinenten. Dies könnte langfristig einen Vorteil darstellen und die Grundlage für eine koordinierte europäische Regulierung schaffen.
Länder wie Spanien oder Italien, wo das Thema Cannabislegalisierung seit Jahren stagniert, würden davon sicherlich profitieren. Dabei ist Spanien der derzeit größte Produzent von medizinischem Cannabis in Europa – für den Export, denn die medizinische Nutzung im Inland ist weiterhin nicht gesetzlich geregelt. Eine frustrierende Situation für Tausende von spanischen Patienten, die seit Jahren auf den sicheren, legalen Zugang zu Cannabis warten!
Das niederländische Pilotprojekt definiert nicht nur die nationale Cannabispolitik neu, es könnte auch den Gesetzesrahmen in den Nachbarländern beeinflussen. Für alle, die an einen gerechten, sicheren und transparenten Cannabismarkt glauben, heiβt es also dranbleiben und abwarten, was dieser Meilenstein sonst noch bewegen wird!
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