Zwangsstörungen und Cannabis

  • Eine Zwangsstörung (engl. OCD) ist eine psychische Erkrankung, von der tausende Personen jeden Geschlechts, Alters und jeder Ethnie überall auf der Welt betroffen sind.
  • Trotz ihrer großen Verbreitung wurde der Begriff „obsessiv-kompulsiv“ lange leichtfertig für Verhaltensweisen verwendet, die nicht immer zwangsweise mit der Erkrankung verbunden sind.
  • Cannabis kann helfen, die Symptome der Krankheit zu lindern, aber auch schädlich sein, wenn es falsch verwendet wird.
  • In diesem Artikel erklären wir euch, was die Störung ausmacht und welche Rolle der Cannabiskonsum in Bezug auf ihre Behandlung spielen kann.

Was ist eine Zwangsstörung?

Wenn man in unserer Gesellschaft an Zwangsstörungen denkt, kommt einem jemand in den Sinn, der immer mit Plastikhandschuhen herumläuft, um mit nichts in Berührung zu kommen, das Keime aufweisen könnte, oder auch dieser eine Freund, der einen totalen Ordnungs- und Putzfimmel hat.

So ein exzessiver Sauberkeits- und Ordnungswahn kann (unter Umständen) tatsächlich eins der Symptome sein, aber die Störung ist sehr viel komplexer und tritt in ganz verschiedenen Formen und Graden auf. Ihre Symptome variieren je nach Patient und sind keineswegs immer so offensichtlich. Die Betroffenen leiden an obsessiven, wiederkehrenden Bildern und Gedanken oder auch Zwängen, häufig sogar beidem.

Eine Zwangsstörung liegt vor, wenn diese Gedanken und/oder Zwänge unkontrollierbar werden und die Lebensqualität des Patienten beeinträchtigen. Die aufdringlichen Gedanken und/oder das dringende Gefühl, bestimmte Handlungen vollziehen zu müssen, versuchen die Betroffenen erfolgslos abzustellen. Je nach dem Grad der Erkrankung können derartige Verhaltensweisen die zwischenmenschlichen Beziehungen der Patienten erheblich belasten, was diese noch unruhiger und trauriger macht.

Je mehr sie versuchen, die Zwänge zu kontrollieren, desto stärker und häufiger werden diese; die Frustration wächst und mündet in einen regelrechten Teufelskreis.

Was sind die Symptome einer Zwangsstörung?

Die Hauptsymptome sind obsessive Verhaltensweisen, starke Unruhe und Zwänge. Teilweise, insbesondere unter Stress, sind die kontinuierlichen, obsessiven Reflexionen der Betroffenen irrational und kreisen vor allem um zukünftige Ereignisse, die die Patienten fürchten. Man vermutet, dass die obsessiven Rituale wie etwa wiederholtes Händewaschen oder ständiges Überprüfen, ob die Haustüre geschlossen ist, eine Art Fluchtversuch vor den Ängsten sind, unter denen die Patienten infolge dieser Gedanken leiden.

Das Prinzip wäre in etwa, dass die Betroffenen, nachdem sie ihre Gedanken nicht mehr kontrollieren können, über diese Rituale ihre Umgebung zu kontrollieren versuchen, mittels Handlungen, die ihnen ein Gefühl von Sicherheit verschaffen.

Die offensichtlichsten Symptome der Störung sind:

  • aufdringliche, unangenehme Gedanken, die häufig mit Gewalt oder mit als sozial unangemessen geltenden Verhaltensweisen verknüpft sind
  • Zwänge: Rituale, Kontrollversuche, Vorsichtsmaßnahmen
  • Scham
  • Nervosität und Angst

Bislang ist es noch nicht gelungen, die Ursachen der Krankheit zu bestimmen. Man glaubt, dass es sich um eine Kombination mehrerer Faktoren handelt, unter anderem das soziale und familiäre Umfeld der Patienten und genetische Veranlagung.

Cannabis und OCD

In anderen Artikeln haben wir bereits betont, wie stark die Dosis an Cannabis, die man konsumiert, dessen Wirkung auf den Körper beeinflusst. Dies ist auf den zweiphasigen Charakter der Cannabinoide zurückzuführen, durch den diese in verschiedenen Dosierungen sogar vollständig gegensätzliche Effekte haben können. Die Konsumgewohnheiten, -menge, -frequenz und Alter, in dem man mit dem Konsum beginnt – all dies spielt eine Rolle dabei, wie unser Körper reagiert.

Eine Studie, die mit 49 an mehreren Angststörungen (OCD, Panikattacken und posttraumatischer Belastungsstörung) leidenden Patienten durchgeführt wurde, wurde bewiesen, dass CBD die Symptome dieser Erkrankungen lindert. CBD – oder Cannabidiol – ist ein von der Cannabispflanze produziertes Cannabinoid, das nicht psychoaktiv wirkt, Unruhe und Angstattacken aber effizient reduziert. Und obwohl die OCD nicht als Angststörung klassifiziert ist, ist Angst eins ihrer Hauptsymptome.

In einer anderen Studie, die sich noch in ihrer Anfangsphase befindet, wird das Potenzial der Cannabinoide (genauer gesagt THC und CBD) für die Behandlung von Zwangsstörungen untersucht. Die Patienten, die sich für den Versuch freiwillig gemeldet haben, werden verschiedene Cannabissorten mit unterschiedlichen THC:CBD-Verhältnissen konsumieren. So soll bestimmt werden, ob die Cannabinoide durch ihre Interaktion mit den Rezeptoren des im Hirn befindlichen Endocannabinoid-Systems bei der Behandlung der Krankheit helfen könnten. Man vermutet, dass das Endocannabinoid-System eine wichtige Rolle bei der Ausbildung und den Symptomen der Störung spielen könnte.

OCD und Cannabismissbrauch

Wie wir bereits in anderen Artikeln betont haben, muss unbedingt zwischen Cannabisgebrauch und Cannabismissbrauch unterschieden werden. In diesem Zusammenhang hat eine Studie Hinweise dafür geliefert, dass Menschen mit Zwangsstörungen stärker zum Cannabismissbrauch neigen: Um die Symptome der Krankheit zu lindern, scheinen einige Patienten exzessiv Marihuana zu konsumieren und so Suchtprobleme zu entwickeln.

Nicht zuletzt deshalb ist die Regulierung der Pflanze auch so wichtig, ganz besonders, was die therapeutische Nutzung angeht, denn wie bei jeder andere Medizin sollte auch eine Behandlung mit Cannabis durch einen Arzt überwacht werden, der die Konsumdosis und -frequenz individuell an den Patienten anpasst. Zudem würde die Legalisierung von Medizinalhanf auch wichtige Aspekte wie beispielsweise die Qualität und den Cannabinoidgehalt des Grases transparenter machen. Wenn es um Cannabis als Medizin geht, sollte immer bedacht werden, dass das THC:CBD-Verhältnis bei jeder Sorte unterschiedlich ist und deren Eigenschaften und Effekte massiv beeinflusst.

25/10/2019

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