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Unterschiede zwischen einem verantwortungsbewussten und missbräuchlichen Marihuanakonsum

  • Ist unser Marihuanakonsum angemessen? Woran kann man festlegen, ob er angemessen ist oder nicht? Cannabis ist keine harmlose Pflanze, da sie Auswirkungen auf unseren Organismus hat, die je nach Bedingungen positiv oder negativ ausfallen können. Die Menge, die Häufigkeit und die Art des Konsums werden dafür ausschlaggebend sein, wie sie uns beeinflusst und inwiefern sie uns beeinträchtigt. Im diesem Kapitel unseres Leitfaden für verantwortungsbewussten Konsum ergründen wir, nach welchen Parametern man einen moderaten von einem missbräuchlichem Konsum unterscheiden kann.
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In den letzten Jahrzehnten und als eine direkte Konsequenz der Verbotspolitik von Marihuana, waren wir Zeugen eines eingefleischten Kampfes zwischen den Befürwortern und Gegnern dieser Pflanze. Beide Seiten argumentieren meist auf der Basis von unvollständigen Informationen, entweder verteufelt man die Substanz, oder stellt sie als harmlos und ausschließlich nutzbringend dar. Es ist an der Zeit, zu verstehen, dass Cannabis eine Substanz ist, die mit unserem Körper und Geist interagiert und dass eben diese Interaktion Konsequenzen hat. Man sollte versuchen, über diese Beeinträchtigungen genau Bescheid zu wissen und sie zu verstehen, weshalb wir kontrastierte und auf belegbaren Beweisen basierende Informationen über das Thema benötigen.

Cannabiskonsum einschränken...

Die feine Linie, die den Gebrauch und Missbrauch von Cannabis voneinander trennt, ist sehr schwer zu ziehen, denn um zu ergründen, welche Probleme mit dem Konsum einer bestimmten Droge einhergehen, sind verschiedene Faktoren zu beachten: sozialer und kultureller, sowie wirtschaftlicher und politischer Kontext, Verfügbarkeit der Substanz, die Art der Einnahme, die Häufigkeit, der allgemeine Lebensstil, sowie die körperlichen und geistigen Voraussetzungen des Individuums. Wo liegen die Grenzen zwischen einem verantwortungsbewussten und missbräuchlichen Cannabiskonsum? Die Antwort muss jeder für sich selbst erkennen und bewerten; zu bestimmen, wo der Gebrauch von Cannabis in Missbrauch ausartet, kann ein erster Schritt sein, um gewisse Dynamiken zu überdenken und verantwortungsvollere Konsumgewohnheiten zu entwickeln.

Beim Cannabis spielen die Art des Konsums, die Häufigkeit und die Menge eine besonders wichtige Rolle, denn viele Studien haben erwiesen, dass sich die Auswirkungen auf unseren Körper je nachdem, ob die Pflanze gelegentlich oder chronisch konsumiert wird, radikal unterscheiden. Dies lässt sich auf die von Cannabinoiden eigenen Wirkungen zurückführen, die je nach Dosis vollkommen gegensätzliche Effekte erzielen können.

Was ist ein verantwortungsbewusster Cannabiskonsum?

Ein verantwortungsvoller Konsum hat praktisch keine nachteiligen Auswirkungen; weder auf das konsumierende Individuum, noch auf die Gesellschaft, in der es lebt. Normalerweise ist diese Art des Konsums sporadisch, sicher, moderat und befriedigt dabei die Bedürfnisse des Konsumenten. Wie wir aber bereits angemerkt haben, ist es nicht einfach, klare Parameter bezüglich Menge und Häufigkeit festzulegen, denn es handelt sich um relative Konzepte, die von der Kondition und den Umständen eines jeden einzelnen abhängig sind.

Was ist ein missbräuchlicher Cannabiskonsum?

Per Definition ist das der Fall, wenn man Suchtmittel ohne ärztliche Indikation anwendet, die von sozial akzeptierten Normen oder medizinischen Indikationen abweichen und über längere Zeiträume eine körperliche oder psychische Abhängigkeit erzeugen können. Um diese Definition etwas zu vervollständigen, kann man sagen, dass ein missbräuchlicher Cannabiskonsum ein exzessiver Konsum ist (sei es bezüglich Menge oder Häufigkeit), der entweder für das konsumierende Individuum oder auch seine Umwelt negative Folgen mit sich zieht.

Innerhalb des missbräuchlichen Konsums bestehen gewisse Muster:

1. Missbrauch in Bezug auf die Menge und/oder die Häufigkeit

Hiermit ist ein kompulsiver (zwanghafter) Cannabiskonsum gemeint, d.h., ein regelmäßiger Gebrauch über längere Zeit, der sich normalerweise durch einen häufigen Konsum von beachtlichen Mengen auszeichnet. Ein kompulsiver Konsum charakterisiert sich meistens folgendermaßen:

- Maßloser Cannabiskonsum, selbst in Situationen, in denen es eigentlich logisch wäre, es nicht zu tun: Atemwegserkrankungen, im Kontext bestimmter legaler Bestimmungen, etc.

- Der Konsum verwandelt sich in einen Zwang, anstatt eines Werkzeugs ist er zu einer körperlich oder psychisch zwingenden Notwendigkeit geworden, die das Individuum konditioniert. Dadurch wird das Benehmen, die Persönlichkeit und manchmal auch das soziale Verhalten beeinflusst. Beispiel: „Ich kann nicht in ein Land reisen, in dem ich kein Cannabis konsumieren kann.“

2. Missbrauch in Bezug auf die Nichtbeachtung der negativen Folgen des Cannabiskonsums

Diese Art des Konsums ist missbräuchlich, weil die von ihm verursachten schädlichen Auswirkungen unter den Tisch gekehrt werden. Die Individuen ignorieren lieber die negativen Folgen, die der Konsum auf sie oder ihre Umwelt hat und wollen ihre Konsumgewohnheiten nicht ändern. Diese Gruppe lässt sich wiederum in mehrere Untergruppen unterteilen:

Gefährdete Risikogruppen: Es gibt Personen, die ein höheres Risiko laufen, negative Auswirkungen des Cannabiskonsums zu erleiden.

Schwangere: Obwohl mehr Forschungen über dieses Thema angestellt werden müssen, existieren verschiedene Studien, die aufzeigen, dass sich der Cannabiskonsum während der Schwangerschaft und der Stillzeit negativ auf den Fötus auswirken könnte.

Jugendliche: Mehrere Studien deuten darauf hin, dass sich ein missbräuchlicher Cannabiskonsum im Jugendalter negativ auf die psychische Entwicklung des Individuums auswirkt, sowie ein höheres Risiko besteht, von der Substanz abhängig zu werden. Der missbräuchliche Cannabiskonsum im Jugendalter wurde auch mit neurokognitiven Anomalien und einem höheren Risiko, chronische Konsumgewohnheiten zu entwickeln in Verbindung gebracht. Eine Studie mit Jugendlichen, die über einen längeren Zeitraum regelmäßig Cannabis konsumierten, ergab, dass die Konsumenten Defizite im Lernvermögen und dem Gedächtnis aufwiesen, und das selbst bis zu sechs Wochen, nachdem sie den Konsum eingestellt hatten. Dies lässt einige Langzeitfolgen vermuten, obwohl die Studie auch die Möglichkeit in Betracht zieht, dass diese Anomalien bei einer längeren Abstinenz wieder zurückgehen können.

  • Personen, die an psychischen Erkrankungen leiden: Viele Studien zeigen auf, dass Cannabis bei Personen, die unter Psychose oder anderen psychischen Erkrankungen leiden, die Symptome dieser Krankheiten verstärken könnte. Es wurden verschiedene Studien an Personen durchgeführt, die eine genetische Veranlagung zu psychischen Erkrankungen haben und die Ergebnisse deuten darauf hin, dass ein missbräuchlicher Marihuanakonsum zum Krankheitsausbruch beitragen könnte, insbesondere, wenn man mit dem Konsum im jungen Alter beginnt.
  • Personen mit Atemwegsbeschwerden: Obwohl einige Studien existieren, die aufzeigen, dass das Rauchen von Marihuana keine schädlichen Auswirkungen auf die Lungen haben könnte, müssen in diesem Feld noch mehr Forschungen angestellt werden. Das Tabak (den man normalerweise zum Mischen mit Marihuana nutzt) schwerwiegende Folgen auf die Gesundheit hat, ist hingegen klar erwiesen.
  • Personen mit Herzerkrankungen: Cannabis erhöht fast augenblicklich die Herzfrequenz, diese Wirkung kann bis zu drei Stunden nach dem Konsum andauern. Wissenschaftliche Studien haben ergeben, dass diese Wirkung Personen, die bereits an einer Herzkrankheit wie Bluthochdruck oder Herz-Kreislauf-Störung leiden, stärker gefährdet. Es scheint, dass das zentrale Nervensystem die kardiovaskulären Reaktionen auf das THC steuert und neueste Erkenntnisse deuten darauf hin, dass auch die Cannabinoid-Rezeptoren des Endocannabinoid-Systems eine Rolle in den kardiovaskulären Reaktionen spielen. Aus diesem Grund sollten Personen, die an koronaren Erkrankungen leiden, sich der mit dem Cannabiskonsum eingehenden Risiken bewusst sein.

-Persönliche Situation: Es existieren persönliche Faktoren, die zu einem höheren Risiko beitragen können, dass sich der Cannabiskonsum negativ auswirkt. Obwohl man davon ausgeht, dass das Suchtpotenzial von Cannabis im Vergleich zu anderen Drogen gering ist, sollte man unabhängig von der Substanz und ihren Eigenschaften die Anfälligkeit gegenüber der Droge des jeweiligen Konsumenten in Betracht ziehen.

  • Personen, die zu Depressionen tendieren: Einige Studien zeigen auf, dass Cannabis bei Personen, die genetisch zu Depressionen veranlagt sind (Depressionen, die körpereigen und nicht durch Faktoren wie Umwelt oder Verhalten entstehen), das Risiko eine Depression zu erleiden insbesondere im Jugendalter vergrößert.
  • Personen, die zu negativen sozialen Dynamiken tendieren: Der chronische und missbräuchliche Konsum von Cannabis führt weniger zu einem unverkrampften Verhalten, sondern kann eher dazu beitragen, dass das Individuum sich isoliert und abkapselt. Besonders bei Personen, die kein gesundes Selbstwertgefühl besitzen oder Probleme haben, mit anderen zu kommunizieren, unselbstständig sind, über wenig Selbstdisziplin verfügen und Konflikte vermeiden, beziehungsweise sie nicht vernünftig austragen können.
  • Cannabis als Verstärker von negativen Verhaltensweisen: Je nach Persönlichkeit kann Cannabis diese oder jene Wesenszüge verstärken. Bei manchen Personen kann ein missbräuchlicher Cannabiskonsum Verhaltensauffälligkeiten wie schulisches Versagen, Reizbarkeit, Nachlässigkeit und Vernachlässigung der Körperpflege auslösen.

Wie gesagt ist die Linie, die den Gebrauch und Missbrauch trennt, sehr dünn und schwer festzulegen, aber über die Art und Weise unseres Konsums nachzudenken, über die Häufigkeit, Menge und vor allem auch die Beweggründe, warum wir konsumieren, kann uns dabei helfen zu erkennen, ob und in welchem Maß wir damit unsere Gesundheit gefährden. Eine Besinnung ist der erste Schritt in Richtung eines verantwortungsbewussten Konsums und der Risikominderung.

 

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Roy Otten & Rutger Engels, Testing Bidirectional Effects between Cannabis Use and Depressive Symptoms: Moderation by the Serotonin Transporter Gene. Addiction Biology 04102011.

12/04/2017

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