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Warum neigen intelligente Menschen eher zum Marihuanakonsum?

  • Es wird vermutet, dass eine höhere Experimentierfreudigkeit sowie eine selbständigere Urteilsfähigkeit zwischen Gut und Böse einige der Faktoren sind, warum dies so ist.
  • Vor Kurzem wurde der Marihuanakonsum mit Intellektualität in Verbindung gebracht: Eine britische Studie hatte die Schulnoten von Kindern beiden Geschlechts im Zusammenhang mit deren späteren Gebrauch der Pflanze untersucht.
  • Es erwies sich, dass je höher die Schulnoten waren, desto höher der Cannabiskonsum ist.
  • Weitere Studien haben widerlegt, dass der Konsum im Jugendalter den Intelligenzquotienten beeinträchtigt.
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Marihuana kann zur Behandlung von Krankheiten eingesetzt werden, als Freizeitdroge zur Entspannung allein Zuhause oder auch im Zusammensein mit Freunden dienen und kann sogar unsere Stimmung aufhellen. Und obendrein scheint der Konsum auch mit unserer intellektuellen Leistungsfähigkeit verbunden zu sein. Denn zu den Eigenschaften der Pflanze möchte man schon seit längerem ihren Einfluss auf oder Verbindung mit der Intelligenz der jeweiligen Person zählen. In jüngster Zeit wurden einige Studien veröffentlicht, die näher erforschen, welche genauen Zusammenhänge diesbezüglich eigentlich bestehen. Die Ergebnisse sind eindeutig: Der Konsum der Pflanze beeinträchtigt nicht die intellektuelle Leistungsfähigkeit.

Es werden schon seit einiger Zeit Forschungen in dieser Richtung angestellt. Zu Beginn dieses Jahrzehnts wurden an der Universität von London einige Studien durchgeführt, die zu der Schlussfolgerung gelangten, dass Personen mit einem höheren Intelligenzquotient (IQ) mit höherer Wahrscheinlichkeit Cannabis konsumieren werden. Um zu dieser Schlussfolgerung zu gelangen, maßen die Forscher die Intelligenz und emotionale Kreativität von nicht weniger als 3818 Männern und 4128 Frauen in verschiedenen Etappen ihres Lebens, vom 16. bis zum 30. Lebensjahr und zeichneten parallel dazu auf, wie oft die Testpersonen von der Pflanze Gebrauch machten. 

Folgende Studien haben sich damit beschäftigt, warum das wohl so ist. Einer der anfangs vermuteten Gründe, warum „kluge Köpfe" öfter Cannabis konsumieren ist, dass sie von Natur aus dazu veranlagt sind, Neues auszuprobieren. Eine der Theorien des Schriftstellers und Psychologen Satoshi Kanazawa hat mit der Entwicklungspsychologie des Menschen zu tun; er geht davon aus, dass eine Pflanze wie diese Stimuli anbietet, um sich weiterzuentwickeln und sich an Veränderungen anpassen zu können. Ein weiterer Grund könnten soziale Probleme in der Kindheit sein; wenn die Personen als Kinder (oder im Laufe ihres Lebens) an Isolierung litten, ist es wahrscheinlich, dass sie als Erwachsene auf der Suche nach neuen Erfahrungen sind, die einen Ausgleich dazu schaffen und ihnen helfen, Langeweile zu überwinden.

Cannabiskonsum im Jugendalter

Neuere Studien konzentrieren sich unter anderem auf die die Zusammenhänge zwischen dem Intelligenzquotienten und Cannabiskonsum im Jugendalter. Es wurde wie in den vorherigen Studien verfahren, bloß wurden nun noch jüngere Kinder und die Wahrscheinlichkeit, ob sie später Cannabis konsumieren werden, untersucht.

Forscher der College Universität in London griffen dafür auf die Schulzeugnisse von 6000 Kindern ab dem elften Lebensjahr zurück, die Kinder befanden sich im Studienzeitraum im Jugendalter und wurden in zwei Altersgruppen unterteilt: 13-17 Jahre und 18-20 Jahre. Laut der Studie fällt die Möglichkeit eines gelegentlichen oder auch regelmäßigeren Konsums von Marihuana bei Kindern, die im frühen Jugendalter eine mittlere Schulleistung erbrachten, höher als bei ihren Kameraden mit schwächeren Schulleistungen aus.

Dennoch gab es in dieser Studie bezüglich der vorherigen eine Neuheit: Bei Schülern mit einem überdurchschnittlich guten Noten war die Wahrscheinlichkeit, mit 16 Jahren Cannabis zu konsumieren geringer, aber dennoch wahrscheinlicher als bei Schülern, die schwache schulische Leistungen erbrachten. Die Wahrscheinlichkeit des Konsums bei den Musterschülern erhöhte sich allerdings im Alter von 18-20 Jahren. Dabei wurde in der Studie berücksichtigt, dass viele der Testpersonen bis zum Erreichen der Volljährigkeit keinen regulären Zugang zu der Pflanze hatten.

Des Weiteren stellten die Wissenschaftler fest, dass es sich oftmals nicht nur um einen experimentellen Konsum handelte, sondern sich ein regelmäßiger Konsum einstellte: „Diese Zusammenhänge vom Konsum im jungen Erwachsenenalter liefern Beweise gegen die Hypothese, dass eine hohe akademische Begabung höchstens mit dem temporären Experimentieren assoziiert wird" erklären sie. 

Die Ergebnisse der Studie räumen auch mit dem weit verbreiteten Vorurteil auf, dass Personen, die in der Schulzeit versagt haben, mit höherer Wahrscheinlichkeit Marihuana oder auch Substanzen wir Tabak und Alkohol konsumieren.

Wie auch in der Studie, die bereits einige Jahre zurückliegt, fragen sich die Forscher, ob schwächere Schulleistungen mit einem geringeren Interesse an neuen Erfahrungen, bzw. daran, sich über gesellschaftliche Vorurteile hinwegzusetzen in Verbindung steht und ob die intelligenteren Schüler also in dieser Hinsicht mehr Bereitschaft zum Regelbruch aufwiesen. 

Momentan sind das aber alles noch Spekulationen. In dieser Studie konnten die Forscher keine plausible Erklärung dafür finden, warum intelligentere Kinder im Jugendalter mit höherer Wahrscheinlichkeit Cannabis konsumieren werden. In beiden Studien wurde spekuliert, dass dies mit einer höheren Experimentierfreudigkeit zusammenhängen könnte. Ebenso wurde vermutet, dass es eine Form sei, mit älteren Schulkameraden anzubandeln, die bereits Zugang zu der Substanz haben, oder auch einfach, dass sie ehrlichere Angaben in Bezug auf ihre Konsumgewohnheiten gemacht haben. Die Forscher halten es für angebracht, dass sich Folgestudien insbesondere auf Schüler mit schwachen Schulleistungen konzentrieren und der Frage nachgehen, warum eine geringere Wahrscheinlichkeit besteht, dass sie Cannabis konsumieren werden.

Der Mythos von der Verblödung

Diese aktuelle britische Studie liefert ein weiteres Argument gegen den Mythos, dass der Marihuanakonsum den IQ senkt. Es begann im Jahr 2012 mit einer Studie, in der versichert wurde, dass ein regelmäßiger Gebrauch von Marihuana bei Minderjährigen eine verminderte Intelligenz im Alter von etwa 40 Jahren verursacht. Einige Zeit später, nach einer näheren Überprüfung der erhobenen Daten, wurde die Verbindung zwischen dem Cannabiskonsum und dem Abnehmen des Intelligenzquotienten jedoch infrage gestellt. Es scheint, dass die Forscher nicht den sozioökonomischen Kontext der jeweiligen Studienteilnehmer berücksichtigt hatten. So kann der „wahre Einfluss (von Cannabiskonsum im Jugendalter auf den Intelligenzquotienten) gleich null sein". 

Es ist nicht die einzige vor kurzem durchgeführte Studie, die Cannabis in Verbindung mit Intelligenz erforscht. Letztes Jahr wurde im britischen Journal of Psychopharmacology eine Studie veröffentlicht, die ebenfalls zu dem Ergebnis kam, dass der Konsum von Cannabis keine Intelligenzminderung zur Folge hat. Dazu wurden der IQ und die schulischen Leistungen von 2235 Jugendlichen ausgewertet, von denen einige Marihuana konsumierten, während andere es noch nicht einmal probiert hatten. Die Forscher waren sehr deutlich: „Die Idee, dass der Cannabiskonsum in Verbindung mit einem niedrigerem IQ und schwächeren schulischen Leistungen steht, konnte in dieser großen Testgruppe von Jugendlichen nicht nachgewiesen werden." 

Forscher aus Universitäten in Kalifornien, Los Angeles und Minnesota gingen noch etwas weiter und ergründeten, ob sich Cannabis unterschiedlich auf die intellektuellen Fähigkeiten von Zwillingen auswirkt. Dazu maßen sie die Intelligenz der Kinder im Alter von 9-12 Jahren, bevor sie mit der Substanz in Berührung kamen und dann noch einmal im Alter von 17-20 Jahren. Eines der Geschwister konsumierte Marihuana und das andere nicht.

Die Wissenschaftler konnten keinerlei Verbindung zwischen dem Cannabiskonsum und einem niedrigerem IQ feststellen. Ebenso wenig, dass der Marihuanakonsum andere Bereiche des Lebens beeinträchtigen würde: „Der Mangel an entscheidenden Unterschieden zwischen verschiedenen Geschwistern lässt uns schlussfolgern, dass sich die bei Marihuanakonsumenten beobachteten Defizite auf konfuse Faktoren und eher den IQ an sich als auf eine neurotoxische Wirkung von Cannabis zurückführen lassen."

Die Schlussfolgerungen dieser jüngsten Studien ermuntern dazu, in dieser Richtung weiter zu forschen, um zu ergründen, warum intelligentere Menschen anscheinend eher dazu veranlagt sind, Marihuana zu konsumieren. Des Weiteren helfen sie, Mythen über die Pflanze zu widerlegen und etwas unbesorgter in Bezug auf ihre Wirkungen auf das Gehirn zu sein. Mit dem Lauf der Zeit werden wir wahrscheinlich bald so viel über die Verbindungen von Cannabis und Intelligenz wie über seine Wirkungen gegen Krebs oder Depressionen wissen. Aber gut Ding will Weile haben.

19/04/2017

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