Blockiert CBD die psychoaktive Wirkung von THC?

  • CBD ist eins der Haupt-Cannabinoide der Marihuana-Pflanze.
  • Heute ist auf dem Markt eine große Vielfalt von CBD-reichen Sorten mit unterschiedlichen Cannabinoid-Verhältnissen erhältlich, die unterschiedliche Wirkungen haben.
  • Es ist bekannt, dass Cannabissorten mit viel CBD einen gemäßigteren Effekt besitzen als solche mit wenig.
  • Habt ihr euch schon einmal gefragt, woran das liegt? In diesem Post erklären wir euch, durch welche Mechanismen CBD die psychoaktive Wirkung von THC reduziert.

Noch vor einigen Jahren enthielten die Cannabissorten auf dem Markt kaum 1 % CBD oder sogar weniger. Das lag daran, dass die Breeding-Verfahren, mit denen man höhere THC-Anteile zu erzielen versuchte, den CBD-Gehalt gesenkt hatten, wie wir euch in diesem Post erklärt haben. In den letzten Jahren haben die Samenbanken aber wieder vermehrt auf CBD gesetzt, da das Cannabinoid nicht nur zahllose therapeutische Vorteile unter Beweis gestellt hat, sondern auch neue Möglichkeiten für den Freizeitkonsum eröffnet: Dank der gemäßigteren Wirkung der CBD-reichen Sorten kann man nämlich auch trotz Cannabis-Konsum alltägliche Aufgaben erledigen.

Die Interaktion zwischen THC und dem CB1-Rezeptor

THC ist das Cannabinoid, das für die psychoaktive Wirkung verantwortlich ist, die man gemeinhin mit Marihuana assoziiert, das sogenannte High. Dieser Effekt geht darauf zurück, dass THC an die CB1-Rezeptoren des Endocannabinoid-Systems bindet, die sich hauptsächlich im Zentralnervensystem befinden, welches unter anderem für Motorik, Erinnerung und Lernen zuständig ist.

Wenn THC und die CB1-Rezeptoren miteinander verbunden sind, werden letztere aktiviert und stimuliert. Studien haben gezeigt, dass die Wirkung von THC auf die Rezeptoren mit der von Anandamid zu vergleichen ist, einem Endocannabinoid. Diese organische, vom Körper selbst produzierte Substanz aktiviert ebenfalls die CB1-Rezeptoren und regt unter anderem den Appetit sowie die Glücksgefühle an, die man nach dem Sport fühlt. Außerdem spielt Anandamid eine wichtige Rolle bei Erinnerung, Motivation und Schmerzregulierung. Da THC dem Anandamid stark ähnelt, hat es eine vergleichbare Wirkung auf den Körper. Auch der psychoaktive Effekt, der gemeinhin mit Marihuana assoziiert wird, ist auf diese Aktivierung der CB1-Rezeptoren zurückzuführen.

Blockiert CBD die psychoaktive Wirkung von THC?

Diesbezüglich gab es im Laufe der Zeit verschiedene Theorien. In der Vergangenheit glaube man, dass CBD gar nicht mit den CB1-Rezeptoren interagiert, sondern nur mit den CB2-Rezeptoren, die eng mit dem Immunsystem verknüpft sind. Das ist auch der Grund, warum CBD oder Cannabidiol sich einen Ruf als „das Cannabinoid, das keine psychoaktive Wirkung hat" gemacht hat und meistens mit medizinischen Dingen assoziiert wird. Dass CBD bei der Behandlung verschiedener Krankheiten hilft, stimmt dabei zwar tatsächlich; seine Interaktion mit den Rezeptoren des Endocannabinoid-Systems ist jedoch etwas komplizierter, als man lange glaubte.

Die Theorie, dass Cannabidiol nicht mit den CB1-Rezeptoren interagiert, wurde etwas später von einer anderen abgelöst, die besagte, dass CBD die Wirkung von THC deshalb abschwächt, weil es an derselben Stelle wie THC und Anandamid an die CB1-Rezeptoren bindet und damit partiell deren Aktivierung verhindert.

Eine 2015 durchgeführte Studie hat jedoch gezeigt, dass CBD als negativer allosterischer Modulator zu THC fungiert und damit zwar tatsächlich an die CB1-Rezeptoren bindet, jedoch von einer anderen Seite her.

Wie interagieren THC und CBD mit den CB1-Rezeptoren?

Das THC-Molekül passt in die eigentliche Ligandenbindestelle der CB1-Rezeptoren wie der Schlüssel ins Schlüsselloch, was im Fachjargon als orthosterische Bindung bezeichnet wird. Ist diese Bindung hergestellt, so wird der CB1-Rezeptor aktiviert und setzt eine Welle von Zellsignalen frei, die die Ausschüttung anderer Neurotransmitter hemmt. CBD hingegen setzt an einer anderen Stelle an den Rezeptor an, was als allosterische Bindung bezeichnet wird und im Gegensatz zu THC keine Signalwelle auslöst. Allosterische Modulatoren können die Fähigkeit eines Rezeptors, Signale auszusenden, verstärken oder abschwächen. Wenn man die Schlüsselmetapher noch einmal aufgreift, könnte man sagen, dass sie das Schlüsselloch enger oder weiter machen, sodass sich die Türe entweder schwerer oder leichter öffnen lässt. Positive Modulatoren erhöhen dabei die Signalfähigkeit des Rezeptors, während negative sie reduzieren.

Fazit

Obwohl dieses Thema noch weiter erforscht werden muss, lässt sich festhalten: CBD gilt heutzutage als negativer allosterischer Modulator, und nachdem es die Aktivierung des CB1-Rezeptors reduziert, könnte man gewissermaßen tatsächlich sagen, dass es die Wirkung von THC „blockiert". Einige Studien mit Nagetieren lassen jedoch vermuten, dass dieser Effekt dosierungsabhängig ist und eine bestimmte Menge CBD die Wirkung von THC verringert, während eine andere letztere sogar verstärken kann.

Eine genaue Vorhersage der Effekte, die die Cannabinoide auf den Körper haben, ist sehr schwer zu leisten, da die jeweilige Dosierung, das Cannabinoid-Verhältnis der Sorte und der individuelle Stoffwechsel hier ebenfalls großen Einfluss haben. Um genau die Wirkung zu erzielen, die man möchte, bleibt einem bislang also leider nichts anderes übrig, als mit ganz schwachen Dosierungen zu beginnen und sie dann Schritt für Schritt anzupassen, bis man den gewünschten Punkt erreicht hat.

26/06/2019

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