Mellow Yellow Principal

Das Mellow Yellow, der älteste Coffeeshop der Welt, muss schließen

  • Der Vorreiter und erste Coffeeshop, der sich getraut hat, seine Türen zu öffnen und somit Vorbild für zahlreiche andere Läden wurde, muss nach vier Jahrzehnten der Cannabis-Ausgabe seine Türen endgültig schließen. Das Motiv, warum eins der bedeutendsten Geschäfte in Amsterdam seine Tätigkeit einstellen musste, war die Einführung eines neuen Gesetzes, das besagt, dass jeder Coffeeshop, der sich bis zu 250 Meter vor einer Schule entfernt befindet, schließen muss.
Mellow Yellow Principal

Mellow Yellow entstand 1973, als eine Gruppe von Freunden sich dazu entschloss, eine alte Bäckerei in Amsterdam zu besetzen, um eine scheinbar aussichtslose und verrückte Idee umzusetzen: Sie wollten einen Tee-Salon eröffnen, in dem ihre Kunden Haschisch und Marihuana konsumieren konnten. Entgegen jeder Erwartung hatte dieses Experiment nicht nur Erfolg, sondern war auch der Beginn einer ertragreichen Bewegung, die die Stadt für immer veränderte. Ihr Gründer, Wernard Bruining, wurde für die Namensgebung seines Ladens von dem Titel eines Liedes inspiriert, das von dem schottischen Sänger Donovan stammt und in dem das Rauchen von Bananenschalen thematisiert wird, was für seine Kunden natürlich gleich als Anspielung verstanden haben.

Auf diese Weise wurde der erste Coffeeshop der Welt gegründet, ein Projekt, das durch einen besonderen politischen und rechtlichen Rahmen ermöglicht wurde. Damals hat sich der Heroinkonsum zu einem ernsthaften Problem in den Niederlanden entwickelt; die billige Droge, oft von minderwertiger Qualität, überschwemmte die Straßen und wurde zu einer Gefahr für die öffentliche Gesundheit. Mit dem Ziel, die dadurch verursachten Schäden zu verringern, vor allem in der Hauptstadt, wurde das neue Opiumgesetz verabschiedet, das zwischen harten und weichen Drogen unterscheidet. So wurde Marihuana als weiche Droge eingestuft und entkriminalisiert. 

Es ist nicht verwunderlich, dass sich das Mellow Yellow unter diesen günstigen Bedingungen rasend schnell entwickelte. Was am Anfang nur als ein Treffpunkt gedacht war, an dem man zusammenkommt und eine schöne Zeit verbringt, wurde bald zu einem blühenden Geschäft und zu einem Präzedenzfall. Die Ausbreitung der Coffeeshops in Amsterdam ließ nicht lange auf sich warten und die Stadt wurde bald zum Sinnbild des europäischen Fortschritts. In dieser Zeit mussten die Kunden des Mellow Yellow sogar ein Zeitlimit für ihren Besuch in Kauf nehmen.

Allerdings gibt es auch Projekte, die an ihrem Erfolg zugrunde gehen, was man am Beispiel der Coffeeshops in Holland sehen kann. Die Tatsache, dass ein Produkt angeboten wird, dass der Großteil der restlichen Welt als illegal betrachtet, hat jahrzehntelang Millionen von Touristen angezogen. Cannabis-Pilgerfahrten, die Amsterdam überrollt haben und wodurch es zu einer Art Disney World für Marihuana-Touristen wurde. Dieser sogenannte „Drogentourismus" war für eine Stadt, die nur 800.000 Einwohner zählt, aber mehr als 5,2 Millionen Touristen pro Jahr empfängt, zu viel. Aus diesem Grund wurden die Gesetze in den Niederlanden verschärft, während andere Länder mit der Regulierung von Marihuana begonnen haben.

Diese Entscheidung der Regierung bedeutet für viele einen Rückschritt, war aber die logische Konsequenz der gesetzlichen Grauzone, in der sich die holländische Cannabis-Bewegung in den letzten Jahrzehnten befunden hat. Denn in der Tat wurde Marihuana in den Niederlanden nie komplett legalisiert. Die Politik der Toleranz sollte eigentlich nur ein Zwischenschritt hin zur vollständigen Legalisierung sein, die allerdings nie umgesetzt wurde. Das System blieb einfach in der Zeit stehen, in einer Art „Niemandsland", in denen die Coffeeshops zwar Cannabis verkaufen, aber nicht anbauen dürfen, weshalb sie sich gezwungen sehen, Marihuana auf illegalem Weg zu beschaffen. 

Das neue legale Panorama voller Restriktionen für Coffeeshops bedeutet für viele von ihnen, dass sie ihre Türen schließen mussten, weil sie die neuen Regelungen nicht einhalten konnten. Heute schließt sich dieser langen Liste von Schließungen der Coffeeshop an, der die Spitze der Bewegung bildete und für die Cannabis-Bewegung jahrzehntelang Freiheit und Hoffnung symbolisierte. Das Mellow Yellow verabschiedet sich nach 43 Jahren intensiver Aktivität, weil es 230 Meter (und nicht 250 Meter, wie von den neuen Regelungen vorgesehen) von einer Schule entfernt liegt. Uns von Dinafem fällt keine bessere Hommage ein, als euch das Lied vorzustellen, das den Gründer dieses magischen Ortes inspiriert hat und wo am 31. Dezember die letzten Bananenschalen geraucht wurden. Leb wohl Mellow Yellow.

11/01/2017

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