Was ist das Cannabis-Hyperemesis-Syndrom?

  • Im letzten Jahr häuften sich in den amerikanischen Medien Berichte über das sogenannte Cannabis-Hyperemesis-Syndrom, bei dem es sich um eine mit dem Cannabiskonsum in Verbindung stehende neue Krankheit handeln könnte.
  • Zu den Symptomen, die scheinbar durch warmes Duschen gelindert werden können, zählen wiederkehrendes Erbrechen und Unterleibsschmerzen.
  • Das äußerst seltene Syndrom sorgt für viel Kontroverse unter den Verfechtern der Legalisierung einer- und denen der Verbotspolitik andererseits.

Was ist das Cannabis-Hyperemesis-Syndrom?

Zum ersten Mal beschrieben wurde das Syndrom in Australien, in einer klinischen Studie aus dem Jahr 2004, als seltene Krankheit, die bei einer Minderheit von Cannabis-Nutzern auftritt. Der Krankheitsverlauf gliedert sich in drei Phasen:

  • Präemetische Phase: Während der präemetischen Phase treten die Symptome in abgeschwächter Form auf. Diese Phase kann Monate oder sogar Jahre dauern.
  • Hyperemetische Phase: Erst in der zweiten Phase merkt der Patient wirklich, dass er krank ist. Dann leidet der Kranke unter Erbrechen und Unterleibsschmerzen und nimmt die fast zwanghafte Angewohnheit an, ständig warm zu duschen, da dies seine Symptome deutlich lindert. Paradoxerweise versuchen manche Patienten, ihren Brechreiz in dieser Zeit durch den Konsum von Marihuana zu bekämpfen, da sie glauben, dessen antiemetische Eigenschaften könnten Abhilfe schaffen. Tatsächlich verschlimmern sie die Situation jedoch nur.
  • Genesung: Hören die Patienten mit dem Cannabiskonsum auf, so kommt es zu einer dritten Phase, in der die Symptome nach und nach zurückgehen, bis sie ganz verschwunden sind.

Die Symptome, die bei dieser Krankheit während der hyperemetischen Phase auftreten, sind also:

  • Zyklisches Erbrechen
  • Unterleibsschmerzen
  • Verbesserung der Symptome durch warme Duschen

Warum die Übelkeit und das Erbrechen durch Duschen oder Bäder mit warmem Wasser gelindert werden können, ist bislang noch nicht klar. Doch auch wenn die Ärzte keine Erklärung dafür haben, liefert dieses Phänomen einen wichtigen Hinweis für die Diagnose der Krankheit.

Bis die Krankheit vor etwas über 10 Jahren entdeckt wurde, wurde den Betroffenen häufig irrtümlicherweise das sogenannte Syndrom des zyklischen Erbrechens diagnostiziert. Die eigentlich antiemetischen Eigenschaften von Cannabis erschwerten die Einsicht in die wahre Ursache hinter den Symptomen zusätzlich – schließlich war Marihuana als therapeutisches Mittel gegen derartige Beschwerden bekannt!

Ist das Cannabis-Hyperemesis-Syndrom heilbar? 

Die einzige bislang bekannte wirksame Behandlung ist, den Cannabiskonsum zu beenden. Wenn die Betroffenen kein Cannabis mehr konsumieren, gehen die Symptome nach und nach zurück, bis sie schließlich ganz verschwunden sind.

Ist die Zahl der Erkrankten seit der Legalisierungswelle gestiegen?

Um das Cannabis-Hyperemesis-Syndrom rankt sich längst eine große Kontroverse: Kommunikationsmedien wie die Huffington Post oder Daily Mail haben bereits besorgniserregende Schlagzeilen über den Anstieg an Patienten veröffentlicht, die mit den beschriebenen Symptomen in die Notaufnahme kommen. Verantwortlich sei die Legalisierung in Staaten wie u. a. Colorado. Zugleich gab es jedoch auch viele Proteststimmen: Derartige Informationen seien verzerrt und noch immer von dem Stigma beeinflusst, das die Pflanze über Jahrzehnte hinweg verfolgte.

Manche sind der Meinung, der statistische Anstieg könnte auch darauf zurückzuführen sein, dass die Patienten durch den legalen Rahmen weniger davor zurückschrecken, zu ihrem Cannabiskonsum zu stehen. Zu diesem Schluss kam etwa eine 2012 durchgeführte Studie, die zeigen sollte, ob der Anstieg an Erkrankten in Colorado mit der Legalisierung in dem Staat zusammenhängt. Mark Malone, der Geschäftsführer der Cannabis Business Alliance, ist sich sicher, dass der neue Hintergrund in keinem Fall den Grund für den Anstieg der Erkrankungen darstellt, deren Ursachen bislang schließlich noch unbekannt sind. „Es könnte sich um eine Allergie gegen bestimmte Terpene, eine bestimmte Sorte oder gar Pestizide oder Düngemittel handeln. Je kontrollierter der Cannabis-Markt wird, desto mehr Kontrolle haben wir auch über die Produkte."

Hat das Endocannabinoid-System etwas mit dem Cannabis-Hyperemesis-Syndrom zu tun?

Obwohl es bislang noch keine Beweise für den Grund der seltsamen Krankheit gibt, haben Ärzte z. T. natürlich bereits ihre eigenen Hypothesen entwickelt. Nachdem bislang nur klar ist, dass ein Zusammenhang zwischen dem Syndrom und langfristigem Cannabiskonsum besteht, sind manche der Ansicht, es ließe sich auf eine potenzielle Schädigung oder Veränderung der Endocannabinoid-Rezeptoren durch Cannabis-Missbrauch zurückführen. Für diese Theorie gibt es aber, wie gesagt, keinerlei Bestätigung durch Studien oder Versuche. Bislang sind alles Spekulationen. Was wissenschaftlich tatsächlich dahinter stecke, so Dr. Kennon Heard, Arzt in der Notaufnahme des Aurora-Krankenhauses in Colorado, sei noch unklar und daher noch vieles zu tun. „Der wahrscheinlichste Grund ist, dass es bei Menschen, die Marihuana häufig und in hohen Dosen nutzen, zu Veränderungen an den Rezeptoren im Körper kommt, und diese Rezeptoren irgendwie fehlgesteuert werden, was den Schmerz verursacht."

Eine Fehlsteuerung der Rezeptoren des Endocannabinoid-Systems?

Ist es tatsächlich möglich, dass der Cannabis-Missbrauch eine Überstimulation der Rezeptoren bewirkt, die die Homöostase, den allgemeinen Gleichgewichtszustand des Körpers, nicht nur nicht fördert, sondern gar Fehlfunktionen und Schmerz verursacht? So lautet eine Theorie; und doch wurde Cannabis in verschiedensten Regionen der Welt jahrhundertelang traditionell und regelmäßig verwendet, ohne dass es Aufzeichnungen über Fälle dieses seltsamen Syndroms gegeben hätte – bis vor einem Jahrzehnt.

Die Reaktion der Cannabis-Gemeinschaft

Obwohl die Wissenschaftler- und Ärztegemeinde das Cannabis-Hyperemesis-Syndrom für den Augenblick auf den langfristigen Konsum von Cannabis zurückführt, sind aus dem eben genannten Grund viele der Ansicht, dass das keinen Sinn macht. Wenn der Mensch schon seit Jahrhunderten Marihuana nutzt, ohne dass diese Krankheit aufgetreten ist, muss die Ursache ihnen zufolge nicht in der Pflanze selbst liegen, sondern in den Produkten, die für ihren Anbau verwendet werden.

Durch das neue legale Umfeld, wo die Produkte stärker kontrolliert werden als auf dem Schwarzmarkt, haben sich viele Produzenten von den bis dahin verwendeten chemischen Pestiziden abgewendet. Um sich an die neuen Vorschriften anpassen und dennoch die Schädlinge und Krankheiten der Marihuana-Pflanze bekämpfen zu können, greifen viele Cannabis-Bauer so zu Neemöl. Manche glauben, dass Neemöl zwar als biologisches Pestizid angepriesen wird, dies aber noch nicht sicherstellt, dass es nicht doch gesundheitsschädlich sei. Schließlich gibt es auch viele Gifte organischen Ursprungs. Kann das stimmen?

Manche machen die im Neemöl enthaltene Verbindung Azadirachtin für das Cannabis-Hyperemesis-Syndrom verantwortlich. Ihren Theorien zufolge gibt es Hinweise, dass man beim Konsum von Cannabis, das mit Neemöl behandelt wurde, durch den Stoff vergiftet wird.

Was ist Azadirachtin und wie wirkt es sich auf unseren Körper aus?

Die Verbindung kommt auch in anderen biologischen Pestiziden als Neemöl vor. Mehrere wissenschaftliche Studien haben bewiesen, dass sie für den menschlichen Körper giftig ist, und aufgezeigt, dass die Vergiftungssymptome just denen ähneln, die beim Cannabis-Hyperemesis-Syndrom auftreten:

  • Zyklisches Erbrechen
  • Übelkeit
  • Unterleibsschmerzen
  • Schwächegefühl in den Gliedmaßen
  • Depressionen

Angesichts der Tatsache, dass diese Studien die Vergiftungssymptome durch oral eingenommenes Azadirachtin analysieren, stellt sich nun die Frage, ob der Stoff eine andere Wirkung auf unseren Körper hat, wenn er beim Marihuana-Rauchen eingeatmet wird.

Azadirachtin hat zwar ein Zertifikat von der OMRI, der US-Institution, die für die Untersuchung und Zertifizierung von als biologisch klassifizierten Produkten zuständig ist. Leider kann Neemöl noch so lange tatsächlich biologisch sein – seine Verwendung für den Hanfanbau ist, insbesondere wenige Tage vor der Ernte, vielleicht trotzdem nicht sicher.

Hier in Dinafem Seeds empfehlen wir, Neemöl nur während der Wachstumsphase der Pflanze zu verwenden, denn wenn sich die Blüten gebildet haben, absorbieren sie das Pestizid, sodass es nach dem Konsum schließlich in unserem Körper landet.

Ob die Theorie über Azadirachtin nun stimmt oder nicht, sie wirft auf jeden Fall die Frage auf, ob auf den neuen legalen Cannabis-Märkten genügend Maßnahmen zur Produktkontrolle angewendet werden.

Die Wichtigkeit des sicheren Anbaus für die neuen legalen Märkte

Für den Konsum bestimmtes Cannabis muss sicher sein, wenn es für medizinische Zwecke verwendet wird, ganz besonders, aber auch für Freizeit-Nutzer. Da die öffentliche Meinung zwischen Debatten über die Vor- und Nachteile der Marihuana-Legalisierung nach wie vor geteilt ist, können es sich die bereits regulierten Märkte – etwa in einigen US-Staaten, Kanada oder Uruguay – umso weniger leisten, ein Produkt anzubieten, das nicht zuerst strenge Kontroll- und Qualitätsmaßnahmen durchlaufen hat. Der Markt braucht schädlings- und krankheitsfreies, sauberes und biologisch angebautes Cannabis, um für Sicherheit der Kunden garantieren zu können – und genau das ist einer der großen Vorteile der Regulierung.

Wie dem also auch sei: Die neuartige Krankheit hat aufgezeigt, dass nicht nur stärker in die Forschung über Cannabis und seine Anwendungen investiert werden muss, sondern auch in die Ausarbeitung von Methoden, die sicherstellen, dass die Produkte, die auf den neuen legalen Märkten zu den Kunden kommen, auch tatsächlich sicher sind. Die Regulierungswelle hat längst ihren Lauf genommen und ist nicht mehr zu stoppen – machen wir es also richtig!

14/02/2018

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