Was versteht man unter Blattfütterung, und wie könnt ihr diese Methode für eure Marihuanapflanzen nutzen?

  • Wenn Pflanzen nicht ausgewogen versorgt werden, genügt es manchmal nicht, sie über die Wurzeln zu düngen, um die Mangelerscheinungen schnell wieder zu beheben.
  • In diesem Fall braucht es alternative Methoden, um ihnen die nötigen Nährstoffe zu liefern.
  • Bei der sogenannten Blattfütterung wird die Nährlösung direkt auf den Blättern angewendet – der beste Weg für eine schnelle Absorption!

Die Versorgung von Cannabispflanzen läuft hauptsächlich über die Wurzeln, von denen aus die Nährstoffe in das Adersystem übergehen. Es gibt jedoch auch eine andere Weise, wie dies funktioniert, eine Hintertür: die sogenannte Blattfütterung, eine eher unbekannte Methode, bei der die Nährstoffabsorption direkt über die Blätter und Stängel erfolgt. Es gibt zwar viele Debatten über dieses Thema, aber es wurde wissenschaftlich bewiesen, dass die Blattfütterung die Gesundheit und den Ertrag der Pflanzen infolge der größeren Absorptionsrate deutlich verbessert.

Der klarste Beleg für die Vorteile dieser Methode lieferte in den 1950er Jahren eine Studie von HB Tukey und SH Wittwer von der Universität von Michigan. Die beiden Forscher hatten unter anderem mittels Radionukliden mehrere essentielle Nährstoffe markiert und letztere sowohl über die Blätter als auch über die Wurzeln zugeführt. Die Ergebnisse waren überraschend: Die Effizienz der Nährstoffnutzung bei der Blatt-Methode lag bei 95 %, während die der Wurzeldüngung bei 10 % lag.

Bei späteren Forschungsarbeiten versuchten die Forscher zu bestimmen, welche Wirkungsmechanismen für den Nährstofftransport genutzt werden. Der wahrscheinlichste Weg ist über die Stomata (die Poren auf den Blättern und Stängeln, die für den Gasaustausch und die Transpiration zuständig sind). Es wurde jedoch bewiesen, dass viele essentielle Nährstoffe auch über die Cuticula aufgenommen werden, den wachsartigen Überzug, der die Pflanze vor dem Austrocken sowie vor Bakterien und Pilzen schützt.

Danach gab es einerseits Anhänger der Theorie, dass die Stomata für den Nährstofftransport übers Blattgewebe zuständig sind, und andererseits Leute, die glaubten, dass dies eigentlich der Durchlässigkeit der Cuticula zuzuschreiben ist. Nach dem heutigen Forschungsstand arbeiten beide Systeme parallel zueinander.

Faktoren, die die Blattfütterung beeinflussen

Wie gut die Blattfütterung funktioniert, hängt von zahlreichen Einflussfaktoren wie z. B. Feuchtigkeit, Temperatur, Pflanzenphysiologie und Spraykonzentration ab:

- Es wurde bewiesen, dass zu hohe Luftfeuchtigkeit die Düngung über die Blätter direkt beeinflusst, da sie die Verdunstungsgeschwindigkeit verlangsamt, wodurch die Nährlösungstropfen länger auf der Blattoberfläche bleiben und die allgemeine Absorptionsrate sich erhöht. Außerdem schwillt in einer Umgebung mit hoher Luftfeuchtigkeit die Cuticula-Membran an, wodurch die Hydrophobie der Schicht abnimmt und die Absorption der hygrophilen Verbindungen (sprich, den in Wasser gelösten Nährstoffen) ansteigt.

- Die Blattanatomie spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle. Forschungsergebnisse legen nahe, dass die Blattrückseite meistens die größte Anzahl an Stomata pro Quadratzentimeter sowie eine dünnere Cuticula-Schicht hat als die Blattoberseite. Bei der Blattfütterung werden die Nährstoffe natürlich über die Oberseite aufgenommen, aber wir empfehlen euch, auch die Unterseite zu besprühen, und zwar noch konzentrierter als oben.

- Einfluss hat auch das Alter des Blattgewebes: Neue Blätter haben in Sachen Nährstoffabsorption die Nase vorn. Ältere Blätter haben grundsätzlich weniger der für den Nährstofftransport notwendigen Strukturen und eignen sich deshalb etwas schlechter für die Blattfütterung.

- Schließlich wirkt sich auch die Oberflächenspannung der Flüssigkeit auf die Effizienz der Blattfütterung aus. Bei Sprays laufen die Tropfen oft von den Blättern wieder herab, was natürlich nicht gerade zu besagter Effizienz beiträgt, nachdem die Kontaktdauer und -fläche für eine gute Nährstoffnutzung wirklich entscheidend sind. Um dies zu verhindern und die Kontaktfläche zu erhöhen, kann man zu Tensiden greifen. Diese bauen die Luftschicht ab, die sich zwischen den Blattoberflächen und der Nährlösung bildet, sodass der Ionentransport über die Stomata und die Cuticula-Membran viel stärker wird.

Effektive Blattfütterung: So geht's

- Blattspray nur bei ausgeschalteten Lampen oder niedrigem Sonnenstand anwenden

Wenn eine Pflanze beim Indoor Growen in die Dunkelphase übergeht, brauchen ihre Blätter ca. 15 Minuten, bis sie zur Ruhe kommen. In dieser Zeit ist die Absorptionsrate von Stängeln und Blättern am höchsten. Man kann die Nährlösung aber auch am Ende der Dunkelphase anwenden. Wenn man dies aber bei Licht tut, wirkt das Licht wie eine Linse, die die von den Lampen abgegebene Hitze intensiviert und das Blatt verbrennt.

Was das Outdoor Growen angeht, liegt die Idealtemperatur fürs Besprühen der Pflanzen angesichts dessen zwischen 20 und 24 ºC. Wenn ihr bei zu niedrigen Temperaturen anrückt, kann dies einen Befall durch Schimmel und Krankheitserreger fördern. Beginnt lieber früh am Morgen mit dem Einsprühen und lasst die Pflanzen tagsüber trocknen, statt sie kurz vor Einbruch der Dunkelheit noch zu behandeln, wenn sie die ganze Nacht über triefnass bleiben.

- auf die richtige Sprühtechnik achten

Die Blätter und der Stängel sollten schön leicht eingesprüht werden. Wie so oft gilt auch hier: Weniger ist mehr! Am besten verwendet ihr einen verstellbaren Blattspray, der einen ganz feinen Nebel schafft – je feiner, desto besser kann die Pflanze absorbieren! Es gibt auch Sprühflaschen, die man verkehrt herum verwenden kann. Sie sind perfekt, um auch an enge Stellen zu kommen und die Blattunterseiten einzusprühen, wo sich die meisten Stomata befinden. Wie gesagt können die Pflanzen auch über die Epidermis auf der Blattoberseite, an den Stängeln und Blattstielen Nährstoffe absorbieren, allerdings deutlich weniger.

- zu hochkonzentrierte Blattsprays meiden

Der Blattspray sollte lieber stark verdünnt werden, um sicherzustellen, dass man keine für die Pflanzen zu starke Mischung verwendet, und immer erst an einem Blatt oder Pflanzenteil getestet werden, bevor man zur ganzen Pflanze übergeht. Nach dem Einsprühen 24 Stunden abzuwarten, wie die Pflanze reagiert, kann verhindern, dass ihr richtige Schäden verursacht, wenn ihr euch bei der Dosierung vertan oder das falsche Produkt gekauft habt.

- auf Blattsprays verzichten, wenn es die Wachstumsbedingungen verschlechtert

Die Blattfütterung führt logischerweise auch zu einem Anstieg der Luftfeuchtigkeit im Grow-Raum. Das ist zwar richtig gut, solange die Pflanze sich noch in der Wachstumsphase befindet, kann in der Blütephase aber wirklich Probleme bereiten. Verzichteten also lieber auf das Einsprühen, wenn eure Pflanzen bereits blühen, und merkt euch als Faustregel: Die Buds solltet ihr nie mit Sprays behandeln, da dies Schimmelbefall fördert und zu Produktrückständen in ihnen führt.

- Tenside oder andere Feuchtigkeitsspender nutzen, um die Absorption zu verbessern

Wenn ihr dem Spray ein paar Tropfen Kaliseife (oder irgendeine andere Seife/ein anderes Spülmittel, nach Möglichkeit Bio und biologisch abbaubar) zugebt, reduziert ihr damit die Oberflächenspannung der Flüssigkeit, wodurch ihr die Pflanze besser eindecken und die Bildung großer Tropfen auf den Blättern verhindern könnt.

Denkt daran, dass es wirklich eine Riesenauswahl verschiedener Blattdünger gibt. Einige verringern den Abstand zwischen den Nodien, da sie in der Wachstumsphase die Zweigbildung fördern, andere sorgen für größere Buds, und die meisten tragen einfach zur allgemeinen Gesundheit der Pflanze bei, indem sie Mangelerscheinungen, Schädlingsplagen und Krankheiten vorbeugen.

17/09/2019

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